Als ich nach dem Abitur mein Studium ausgewählt habe, standen vor allem äußere Rahmenbedingungen im Vordergrund wie z.B. die Aussicht auf eine sichere Anstellung und die finanzielle Unabhängigkeit. Diszipliniert und verantwortungsbewusst wie ich war, ist mir das auch sehr gut gelungen. Raum zum Experimentieren ist aber wenig geblieben. Meine Intuition hat mich dennoch unbemerkt Schritt für Schritt in neue Erfahrungswelten geleitet. Mit großer Freude über mich selber lasse ich mich zunehmend bewusster auf diesen Prozess ein. Entscheiden und dranbleiben, fällt mir leicht, wenn es sich für mich richtig anfühlt.
- 1980er Jahre: Zweite Reihe-Fan, aber als Mannschaftskapitänin ganz weit vorne
Als jüngstes von fünf Kindern bin ich unaufgeregt in Warendorf aufgewachsen. Meine Geschwister hatten die wichtigsten Regeln bereits mit meinen Eltern ausgehandelt. Da ich recht schüchtern war, kam mir das gerade recht. Meine persönliche Rolle habe ich erst in meiner zweiten „Familie“, meiner Volleyballmannschaft gefunden. Als Mannschaftsführerin (so hieß das früher) habe ich mich für alle Mitspielerinnen eingesetzt, manchmal sogar gegen den eigenen Trainer.
- 1990 in der Kölner Südstadt angekommen und Heimat gefunden
Mein erster Job nach meinem BWL/Touristik-Studium in Worms hat mich nach Frankfurt zur Zentrale des Deutschen Reisebüro geführt. Einer meiner größten Kunden aus Köln hat mich nach knapp zwei Jahren nach Köln abgeworben. Welch ein Glück für mich. Mega Job, super Konditionen, tolles Team. Aber das beste: ich habe einen großen, herzlichen, unternehmungslustigen Freundeskreis in der Kölner Südstadt gewonnen. Sahnehäubchen: Altbauwohnung mittendrin.
- 1996 Initiative und Kreativität bekommen ein neues Gesicht
Nach wilden, erfolgreichen Jahren im Handelskonzern wurde ich unerwartet „abgefunden“, also gegen Schmerzensgeld entlassen. Für mich war das eine persönliche Niederlage. Nach ungeduldigen sechs Monaten Orientierungsphase saß ich als Vertriebsleiterin keinen Kilometer entfernt von meiner Wohnung in einem schicken Büro eines Medienunternehmens. Perfekte Herausforderung für mich, denn ich sollte Team und Angebot modernisieren, entwickeln und präsentieren. Endlich habe ich mich getraut, genau diese Eigenschaften auch in meiner Persönlichkeit zu zeigen. Ein wichtiger Meilenstein für mich.
- Januar 2000: Erfolg ist nicht alles, Familie das größere Geschenk
So sehr ich meinen Job geliebt und ausgelebt habe, so groß war auch die Sehnsucht nach eigenen Kindern. Männer (besser: mein bisheriger Partner) tun sich mit dieser Entscheidung oft schwerer, wie ich erfahren musste. Das Leben ist eben kein Wunschkonzert, oder doch? Beim Inline-Skate Event an der Sporthochschule Köln kam mein Wunsch mit meinem neuen Partner ins Rollen. Knapp zwei Jahre später rollte unser erster Sohn im Kinderwagen mit, nach zwei Jahren auf dem Laufrad neben seinem Brüderchen im Kinderwagen. Ich war und bin glücklich und dankbar für dieses Geschenk.
- April 2004: Berufstätige Mütter im Konzern, ab in die zweite Reihe
Nach vier Jahren bewusster Elternzeit bin ich in Teilzeit zurück ins Unternehmen. Nach einer Woche war ich wieder voll im Thema, denn in Wirklichkeit verändert sich doch nichts Gravierendes. Leider hatte man damals noch keinen Anspruch auf die Rückkehr zu den gleichen Konditionen. Dadurch war ich eher unterfordert, mit dem Vorteil, dass sich mein Kopf nicht zwischen konkurrierenden Interessen aufreiben musste. Beide Welten liefen wunderbar parallel. - Ab 2004: Fokus auf Erfahrungswelt Familie und Kinder – Spaß am Ehrenamt entdeckt
Was eine intensive Zeit mit zwei kleinen Kindern in der Südstadt, zwischen Spielplatz und Biergarten, Rhein und Römerpark, Turnhalle und Fitnessstudio, Flohmarkt und Schildergasse. Neugierig habe ich alle Erfahrungen aufgesaugt, mich mit anderen Eltern vernetzt, diskutiert und gestaunt. Wie vielfältig die Welt wirklich ist, hatte ich in meiner Job-Blase fast vergessen und gerade noch rechtzeitig respektvoll wiedergefunden. Unbezahlbare Erfahrungen habe ich vor allem im unbezahlten Ehrenamt gemacht, vom Förderverein in Kindergarten und Grundschule über Schulentwicklungsgremien in der Gesamtschule bis zur persönlichen Betreuung in der Flüchtlingskrise. Eine Mutter mit drei kleinen Kindern aus der Sammelunterkunft der Turnhalle zu holen (besser zu „befreien“), war eine aufwühlende Mammutaufgabe. Mit Erfolg für alle Beteiligten.
- 2017 Zeit zum Wachsen, Yoga Teacher Training geht auch mit 51 noch
Kleine Kinder kleine Sorgen, große Kinder große Sorgen, aber deutlich mehr Zeit für mich. Ein Freundin hat mir nach einer gemeinsamen Yoga-Stunde erzählt, dass sie jetzt eine Yoga-Lehrer Ausbildung macht. Wow, was für eine gute Idee und warum sollte ich nicht auch noch in meinem Alter (meine Freundin war schließlich noch älter) ein Teacher Training machen? Nach einer Probestunde und Beratung bei Lord Vishnus Coach und der fantastischen Judith Hennemann war die Anmeldung erfolgt. Die Ausbildung bei Nicole Bongartz und Frank Schuler hat mich aus meiner gesamten Komfortzone geholt, mir unglaubliche Erfahrungen – nicht nur schöne – geschenkt und einen Teil meines Selbstbewusstseins wieder hervorgelockt. Eine neue Welt hat sich für mich geöffnet.
- 2018 im Bildungsurlaub eine unglaubliche Erfahrung gemacht
Meinen ersten Vinyasa Yoga Kurs habe ich direkt im Anschluss im Tajet Garden mit ein paar Freunden und Freundinnen gestartet. Ein halbes Jahr später wurde ich aufgefordert, einen Yoga-Kurs im eigenen Unternehmen zu unterrichten, was ich mir insgeheim gewünscht hatte. Da dieser aber nur 30 Minuten dauern durfte, musste ich mir zum Konzept etwas einfallen lassen. Etwas beleidigt wegen der zeitlichen Einschränkung habe ich ohne groß zu überlegen eine Weiterbildung zur Achtsamkeitstrainerin gebucht. Vielleicht könnte das eine Variante für die 30-Minuten-Einheit sein. In der Ausbildung habe ich erst nach ein paar Tagen realisiert, wie wichtig mein Lehrer Adriaan van Wagensveld, die Achtsamkeitspraxis und der Buddhaweg für mich werden wird. - 2019 mit viel Mut 10 Tage in die Stille eingetaucht, Vipassana begeistert aufgewacht
Die Ausbildungswoche hat bei mir etwas ausgelöst, was ich zunächst nicht so genau greifen konnte. Das hat mich neugierig gemacht, gleichzeitig aber auch verunsichert. Der Wunsch, mehr über mich selbst zu erfahren, mal so richtig raus aus dem Alltag, nichts tun, ganz für mich sein, war so deutlich zu spüren, dass ich ein 10-Tages Vipassana Retreat gebucht habe. 10 Tage in der Stille, von 6:00 Uhr morgens bis 22:00 Uhr abends, keine Kommunikation, keine Ablenkung, keine Medien. Und dabei in allen Bedürfnissen rundum versorgt. Hat mich sehr bewegt und intensiv geprägt.
- 2020 Spontane Entscheidung zur Living Mindfulness Trainerin
Da die mittlerweile drei Business-Yoga-Kurse im Unternehmen sehr gut liefen, wollte ich im Februar eine Gegenleistung in Form von Geld oder mindestens eine Weiterbildung aushandeln. Zur Vorbereitung habe ich auf die Schnelle eine Weiterbildung recherchiert und bin nach wenigen Klicks mit roten Backen bei Kirsten vom Zentrum für Achtsamkeit gelandet. Am nächsten Tag habe ich die brandneue Ausbildung zur Living Mindfulness Trainerin gebucht. In der Firma kam hinterher alles anders, als die Pandemie die Welt zu verändern begann. - Ende 2021 mit einem Coaching große Schritte gemacht
Yoga und Living Mindfulness passen für mich perfekt zusammen. Im Lockdown und unter Corona Bedingungen Kurse zu organisieren und anzubieten ist allerdings eine Mammutaufgabe, an der ich manchmal fast verzweifelt bin. Gleichzeitig ist so etwas wie Pioniergeist entstanden, Dinge anders zu machen, Formate online und hybrid auszuprobieren, Konzepte anzupassen. Damit aus den kleinen Pflänzchen auch richtig was wird, habe ich mir Ende 2021 zum ersten Mal ein eigenes Coaching (bei Katrin Ziebart) geschenkt. Genug alleine geackert. - Heute verbinde ich das Beste aus zwei Welten – für eine bessere (Arbeits-)Welt
Um die Themen Klimawandel, Frieden, nachhaltiges Wirtschaften und Kulturwandel voranzutreiben, brauchen wir Menschen, die bewusst leben und arbeiten. Yoga und Living Mindfulness sind zwei Wege, die Menschen raus aus dem Stress holen, die Gesundheit stärken und das Bewusstsein für ein respektvolles Miteinander fördern. Meine eigene sehr regelmäßige Achtsamkeitspraxis macht mir Mut und motiviert mich, dass ich mit meiner Arbeit die Welt ein bisschen besser machen kann. Und die Arbeitswelt habe ich besonders im Fokus!