7 Gründe, warum ich als Trainerin für Achtsamkeit meine eigene Routine so liebe

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Achtsamkeits-Routine
Als Trainerin für Achtsamkeit zeige ich 7 Gründe für meine Achtsamkeitsroutine

Achtsamkeit klingt so verheißungsvoll. Für mich war die wichtigste Erkenntnis erstmal, dass es kein Zustand ist oder irgendein Ergebnis, was man erreichen kann. Im Gegenteil, es ist eine Art Geistesschulung, die sich in Handlungen (oder Nichthandlungen) ausdrückt und regelmäßig geübt werden will. Es ist also eine Aktivität. Und genau das begeistert mich so am Thema Achtsamkeit. Das Üben und Anwenden von Achtsamkeit im Alltag, was die Wirksamkeit spürbar und lebendig macht. Ich finde es so krass, dass Achtsamkeit so vielfältigen Einfluss hat, z.B. auf Stressbewältigung, Selbstmitgefühl, Kommunikation u.v.a. und jetzt kommt es: ohne etwas Besonderes zu sein. Eine ganz natürliche menschliche Ressource. Darum liebe ich so viel an meiner regelmäßigen Achtsamkeits-Routine:

1. Achtsamkeit holt mich aus dem Autopiloten, bevor ich falsch abbiege.

Zum Glück muss ich nicht täglich mit dem Auto zur Arbeit fahren. Regelmäßige Autofahrten auf der gleichen Strecke laden den Autopiloten förmlich ein. Wer kennt das nicht, am Ziel angekommen erinnern wir uns nicht an die Details auf dem Weg, weil wir nicht bewusst bei der Sache waren.

Mein Autopilot meldet sich gerne bei allen möglichen Routinetätigkeiten, von denen es im gesamten Tagesablauf mehr gibt, als wir denken. Gewohnte Handlungen sind super, weil sie nicht so anstrengend sind. Problem dabei, unserem Geist, monkey mind, wird langweilig und er wandert umher. Bestenfalls in Vorfreude auf etwas Schönes, sonst sehr gerne in Richtung Sorgen und Hadern. Aber entscheidend ist, dass wir nicht wirklich bei der Sache sind und uns dadurch wichtige Dinge, Hinweise, Stimmungen und Anregungen unbemerkt entgehen!

Dabei ist das Leben doch so voller kleiner Überraschungen. Ich war und bin oft schnell unterwegs, voller Energie und Ideen. Über Achtsamkeit habe ich gelernt und erfahren, wie schön es ist, bewusster unterwegs zu sein. Den Autopiloten-Modus zu erkennen und mal kurz abzuschalten. Das macht mir richtig viel Spaß, nicht nur, wenn ich mit dem Fahrrad unterwegs bin. Die Belohnung kommt auch noch ganz von selbst. Wie schön.

2. Achtsamkeit schärft mein Körperbewusstsein, damit ich schon zuhöre, bevor mein Körper laut werden muss.

Ich genieße es, Sport zu treiben und mich zu bewegen. Die physische Aktivierung fühlt sich gut an, die Entspannung nach der Power noch besser, das Ergebnis sieht auch noch gut aus und die Gesundheit wird sogar gefördert.

Im Achtsamkeitskurs sind mir dann die Zusammenhänge zur mentalen Gesundheit erst so richtig klar geworden. Bisher hatte ich über Sprüche wie „mir sitzt was im Nacken“ oder „das geht mir an die Nieren“ nicht weiter nachgedacht. Wir sprechen damit unbewusst die Botschaft des Körpers aus. Der Körper meldet ganz laut Schmerzen, weil wir eine Grenze bereits überschritten haben, und erst jetzt zuhören.

Das möchte ich für mich nicht mehr. Was für ein Geschenk unser Körper doch ist, wenn wir ihm zuhören, bevor er laut wird. Darum liebe ich es jetzt umso mehr, meinem Körper eine feine, respektvolle Aufmerksamkeit zu schenken. Ganz einfach im Alltag, in der Aktivität und vor allem in stillen Momenten zwischendurch – für mein Körperbewusstsein.

3. Das Üben von Achtsamkeit hilft mir Stressfallen zu umgehen, statt voll rein zu tappen.

Wer kennt sie nicht, die üblichen Stressauslöser? Zeitdruck, zu viel Arbeit, IT funktioniert nicht und viele andere Ursachen, die uns in Stress geraten lassen. Schöne Gesprächsthemen, bei denen alle gerne mitreden. Beim „achtsamen“ Blick auf das Thema Stress sieht das dann schon etwas anders aus.

Wer kennt denn seine persönlichen Stressverstärker? Wer merkt, wann er sich mitunter selbst unter Stress setzt? Mit dem Blick der Achtsamkeit, also ohne zu bewerten, ist es für mich spannend und amüsant meine eigenen Antreiber zu entlarven. Herrlich, zu merken, wenn ich mal wieder alles alleine kann oder ich etwas perfekt machen will, was eh keinen interessiert. Übung macht den Meister und so genieße ich es, wenn mein Antreiber sich mal in einen Erlauber umkehrt.

Stressbewältigung, mentales Stressmanagement, Antreiber und Erlauber,
Einfach mal festhalten, wenn´s wackelig ist. Das Leben ist kein Wettbewerb.

4. Ich bemerke früher, wann ich auf Themen rumkaue und beiße mich nicht mehr so fest.

Unserem Alltag würde ein wenig Würze fehlen, wenn es nichts zum Aufregen gäbe. Bis zu einem gewissen Grad und Respekt ist es unterhaltsam „persönliche Dramen“ unter Kollegen*innen, Freunden*innen oder in der Familie zu teilen.

Das wird jedoch anstrengend und unangenehm, wenn sich bestimmte Themen festbeißen. Die Gefahr dazu besteht, da unser Ego Dramen liebt, immer und immer wieder neue Gründe findet. Es braucht viel Übung und eine feine Wahrnehmung, um Gedankenschleifen oder ein ganzes Gedankenkarussell zu erkennen. Achtsamkeit hilft, die eigenen Gedanken zu beobachten, ohne sie zu verurteilen. Ich empfinde es als wertvolle Erleichterung, meine Gedankenmuster frühzeitig zu erkennen, mit dem Wissen, dass ich selbst kein Futter nachliefern muss.

5. Achtsame Kommunikation – ich erkenne, wer nicht zuhört und nur die eigene Geschichte loswerden will.

Verbale Kommunikation ist eine Kunst mit wahnsinnigem Konfliktpotential. Ich selber bin nicht so eine große Rednerin, eher leise als zu laut. Auf jeden Fall aber eine sehr gute Zuhörerin.
Zur achtsamen Kommunikation gehören einige grundlegende Haltungen, die unabhängig sind von Redekunst, Rhetorik und Sprachvirtuosität.

Offenheit, Wertschätzen und Anerkennen, Perspektivenvielfalt und Empathie sind wertvolle persönliche Kompetenzen. Mich beeindruckt besonders die Qualität des „Tiefen Zuhörens“. Zuhören, ohne sofort eine Antwort im Kopf zu formulieren, einen Ratschlag parat zu haben oder schnell die eigene Geschichte zu diesem Thema loszuwerden. Einfach nur hinhören, was der oder die andere zu sagen hat.
Wie oft passiert es mir, dass ich eine persönliche Erfahrung teile und schon nach wenigen Sätzen die Geschichte meines Gegenübers „rübergeworfen“ bekomme. Das fühlt sich nicht gut an, auch wenn die Geschichte noch so spannend ist.
Achtsame Kommunikation ist für mich eine wichtige Übung im Alltag und wirklich nicht so einfach, weder beim Reden noch beim Zuhören und immer abhängig von erfüllten oder unerfüllten Bedürfnissen, die einen großen Einfluss haben.

6. Meine beiden liebsten Achtsamkeitsqualitäten sind Vertrauen in den Prozess und Finden statt Suchen.

Mit der Übung von Achtsamkeit kultivieren wir bestimmte Geisteshaltungen, die auf Weisheit und Mitgefühl basieren. Jon Kabat Zinn hat 7 Achtsamkeitsqualitäten formuliert, die wie ein roter Faden immer wieder Teil der Selbsterforschung sind. Wo bewerte ich gerade? Wann werde ich ungeduldig? Was triggert mich? Achtsamkeit als Alltags-Übung – in der Situation, nach der Handlung, nach dem Reiz und vor der Reaktion.

Ich arbeite viel als Projektmanagerin, kleinteilig, geplant, agil, steuernd, auf Kurs. Diese Eigenschaften stehen dem wahren Lebensfluss oft im Weg. Deshalb habe ich die Achtsamkeitsqualität „Vertrauen in den Prozess“ so lieben gelernt. Ich vertraue jetzt darauf, dass sich Dinge entwickeln werden und dass die Richtung stimmt. Meine Intuition inspiriert mich und ich folge ihr. Ich habe verstanden, dass ich nicht immer greifen und bewirken muss. Dass ich etwas ohne Absicht tun darf und sogar sollte, um Dinge zu finden. Dinge, die ich nicht gesucht hätte. Ich liebe genau diese Art, mich selbst zu überraschen.

Achtsamkeitsqualitäten, Living Mindfullness Ausbildung, Jon Kabat Zin
Meine Skizzen aus der Living Mindfulness Ausbildung – Achtsamkeitsqualitäten

7. Zur Achtsamkeit gehört für mich die wundersame Kraft der Dankbarkeit.

Das Gefühl von Dankbarkeit kennen wir auch ohne die Verbindung zur Achtsamkeit. Es ist klar, dass Dankbarkeit eine wertvolle Haltung ist. Die volle Kraft der Dankbarkeit entfaltet sich, wenn wir Dankbarkeit konkret werden lassen, uns aktiv und bewusst auch für die kleinen Dinge bedanken. Uns für Dinge bedanken, die wir als selbstverständlich ansehen, wie Sonnenschein, ein warmes Bett, gesundes Essen und so viel mehr.
Dankbarkeit braucht einen bewussten Moment, will ausgesprochen oder aufgeschrieben werden. Dadurch bekommen wir ein anderes Bewusstsein für Fülle. Dabei dürfen wir unbedingt auch uns selbst danken, uns selbst wertschätzen.

Achtsamkeit sensibilisiert uns, schärft unsere Wahrnehmung für das, was schon da ist. Ich staune über die Wirkung von Dankbarkeit, wenn ich bewusst und regelmäßig Dankbarkeit ausdrücke, formuliere und festhalte. Es gibt sehr einfache Übungen zur Entwicklung einer eigenen Dankbarkeits-Routine. Ich schreibe gerne auf oder halte mehrmals am Tag bewusst inne.

Achtsamkeit im Alltag leben, Dankbarkeit kultivieren, Dankbarkeitstagebuch schreiben, Journaling, Reflexion
Ein bewusster Blick auf meinen Tag – so viel Positives zu finden.

So wird der Blick auf meinen Tag bewusster.

Negative Dinge sind sehr gut darin, sich in den Vordergrund zu stellen. Alles, was nicht klappt, nervt, misslingt, anstrengend ist, Sorgen bereitet, sich einfach sch… anfühlt, schafft es auf die Bestenliste des Tages. Scheint eine Gesetzmäßigkeit zu sein.

Achtsamkeit hilft mir, zu erkennen, wohin mein Blick geht. Es geht nicht darum, eine rosarote Brille anzuziehen und Dinge schönzureden. Überhaupt nicht. Mit mehr Bewusstsein nehme ich aber zusätzlich auch die Dinge wahr, die gut laufen, die mir selbst sehr gut gelingen. Jeder Tag kann dadurch seine eigene Balance finden. Diese Ausrichtung braucht eine Routine, um nicht zu flüchtig zu sein. Ich schließe daher gerne meinen Tag mit drei positiven Erfahrungen des Tages ab, worüber habe ich gelacht, worauf bin ich stolz, was war ein schöner Moment, …. Ich bin dankbar für diese kleinen Anregungen aus der Welt der Achtsamkeit.

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