Sabine Mühle ist mir am 3. Januar 2022 nicht ganz zufällig auf LinkedIn über den Weg gelaufen. Wir teilen eine gemeinsame Sehnsucht: Den tiefen Wunsch, Veränderung in der Wirtschaft voranzutreiben. Menschlichkeit in den Mittelpunkt des Handels zu stellen. Die Wege zwischen Köln und Graz sind nicht gerade kurz, aber im Juni 2022 habe ich Sabine auf der Veranstaltung „Be prepared“ in Graz getroffen.
Ich habe gleich ihre unglaubliche Energie und ihre Klarheit gespürt, ihre lebendige Erfahrung auf dem Weg der Transformation. Geben und Teilen spielen dabei eine große Rolle. Das hat mich sehr neugierig gemacht.
Sabine ist heute „Brückenbauerin“ bei der IATL, der Akademie für Transformation im Leadership. Im Interview mit Sabine möchte ich euch mitnehmen auf ihren Weg, der Augen und Ohren so sanft öffnet, wie ein warmer Frühlingstag.
Sabine, du hast lange Jahre in der Wirtschaft gearbeitet. Woran hast du gemerkt, dass sich deine tägliche Arbeit nicht mehr stimmig anfühlt?
Es war tatsächlich etwas in mir drinnen, wo ich gespürt habe, da passt mein inneres Gefühl, mit dem, was ich im Außen tue, nicht mehr zusammen. Wenn ich heute zurückblicke, war es gar nicht meine berufliche Aufgabe, die mich forderte. Es war die Art des Miteinanders, die mich irritiert hat, die Kommunikation im Unternehmen. Die Kommunikation untereinander, im Team, mit unseren Partnern und Lieferanten und natürlich auch in umgekehrter Richtung, der Kunde mit uns. Jeder Bereich hatte auch noch seine ganz eigene Ausdrucksweise, seine eigene Sprache. Mich hat dies sehr irritiert, weil ich gesehen habe, wie viel Potenzial liegen blieb.
Das Vergleichen und Bewerten in den Gesprächen, mitunter sogar bewusste Kleinmachen, so oft auf den eigenen Vorteil bedacht, das war für mich sehr seltsam. Wir brauchen doch unser Gegenüber, unser Team, unsere Partner, um Projekte erfolgreich zu realisieren. Zeitgleich habe ich aber auch eine ganze tiefe Sehnsucht in mir gespürt, mich genau damit auseinander zu setzen. Mir also selbst diese Fragen zu stellen: Was kann ich verändern, was kann ich dazu beitragen, dass das anders wird?
Die „Business-Sprache“ ist sehr stark auf Wettbewerb aufgebaut und das macht etwas mit dir, diese Sprache prägt dich. Du wirst dann leicht so wie deine „Worte“, das hat seine Wirkung. Dieser Einfluss auf das menschliche Verhalten hat mich sehr bewegt und zu der Frage geführt: Warum muss es denn so sein und will ich als Sabine so weitermachen? Das ist für mich auch kein ganzheitlicher Erfolg, der sich zwar in den Zahlen spiegelte, aber nicht auf allen Ebenen, also eben nicht ganzheitlich. Und das hat mich nicht erfüllt.
Sabine, wo und wann bist du das erste Mal mit dem Thema „Transformation“ in Verbindung gekommen?
2015 hatte ich den ersten Impuls, mehr über das Leben zu verstehen und mich mit dem Leben intensiver auseinanderzusetzen. Ich war noch ziemlich ohne roten Faden, um ehrlich zu sein, wie in einem leeren Raum. Aus einem inneren Impuls heraus bin ich zu einem Vortrag in meiner Region in Graz gegangen, auf einem Bauernhof um die Ecke, wo ich regelmäßig regionale Produkte kaufte. Der Vortrag hieß „Abende der bedingungslosen Liebe“. Ich werde meiner Freundin Sonja dafür ewig dankbar sein, dass sie dieses Abendevent damals ermöglichte.
Und da kam es zu einer tiefen, herzlichen Begegnung, die mein Leben veränderte. Die Begegnung mit meinem seither lieben Freund Kaivalya Kashyap, ein inspirierender Unternehmer aus der Schweiz. Seine Worte, sein Bewusstsein, seine Liebe, die er in jeder Zelle seines Seins ausstrahlte, berührten mich zutiefst in meiner Seele. So eröffnete er in mir ein Universum, neue Perspektiven und Möglichkeiten, wahrhaftig in mir zu suchen. Das ist Transformation für mich, dieser erste Schritt zu mir selbst, sich bewusst zu werden „Was möchte ich und was nicht“. In sich klar zu werden, „Was ist mir wichtig, was ist essenziell für mein Leben?“
Dieser Bewusstwerdungsprozess ist in mir nach und nach gewachsen und tut es immer noch. Dieses Verständnis von wirtschaftlichem Wachstum und Führung zu empfangen, dass diese Prinzipien auf einem mitfühlenden, verbindenden Handeln basieren. Dass dies Hand in Hand geht und sich nicht ausschließt. Das hat mich unglaublich inspiriert und motiviert. Mit einher kam ein großes Vertrauen zurück in mein Leben, dass ich Antworten auf meine Fragen bekommen werde. Ja, das war mein erster Berührungspunkt meiner ganz persönlichen Transformationsreise, die immer weiter geht.
Welche Erfahrungen hast du während deines anschließenden Sabbaticals gemacht?
Ich war an dem Punkt, wo ich bereit war, loszulassen und mich zu öffnen – für diese neue Erfahrung. Und da kam damals die Einladung von Kaivalya auf mich zu, etwas zurückzugeben für andere, für die Gesellschaft und unseren Planeten. Ich hatte bereits das Gefühl gehabt, sehr viel bekommen zu haben und habe nach einem Weg gesucht, etwas von mir zu teilen und nicht „nur“ zu spenden. Dass dies ein Weg war, etwas aus mir heraus für das Gesamte geben zu wollen und mich dabei selbst auf diesem Weg kennenzulernen.
„Zeit schenken“ war unsere Initiative, die wir mit vielen Menschen in der Schweiz, Deutschland und Österreich geteilt haben. Wir haben soziale Projekte für Menschen mit besonderen Bedürfnissen organisiert, für ältere Menschen in Altersheimen, für Obdachlose. Haben den Menschen zugehört, gemeinsam geweint und gelacht. Für mich eine ganz besondere Erfahrung, die mir erlaubt hat, mir selbst immer näherzukommen, mich kennenzulernen in meinem Verhalten und meinen Grenzen. Diese Limitationen auch in mir zu durchbrechen. Ich habe angefangen, mich in anderen Menschen zu sehen, mit ihnen zu fühlen und sie zu verstehen.
In Liebe und in Verbundenheit zu sein, dies hat meine innere Enge gelockert. Was ich von früher als Funktionieren und Limitation kannte, hat begonnen, sich in mir immer mehr aufzulösen. Für mich persönlich war es eine essenzielle Vorbereitung für meine jetzige Aufgabe, diese menschlichen Qualitäten in mir zu erwecken und zu erfahren. Deshalb waren diese sozialen Projekte für mich lebensverändernd.
Es gibt nichts in unserem Leben, das wir letztendlich nicht für uns selbst tun. Wenn du das Beste und das Höchste in deinem Leben gibst, wirst du das Höchste und Beste für dich selbst empfangen. Das ist ein Weg, der mir diese Realisierung ermöglichte und noch immer tut. Das macht mich unendlich dankbar und so begann alles damals mit der Einladung von Kaivalya auf dem Bauernhof. Jeder von uns entscheidet für sich selbst, entweder du nimmst dieses Angebot an, in die Lernzone zu gehen, machst deine eigenen Erfahrungen – oder eben nicht und jede Entscheidung ist gut. Ich habe damals JA gesagt.
Du bist im „Gründungsteam“ von IATL. Was ist dir persönlich hier wichtig?
Es war uns ein gemeinsames Anliegen, diese gewonnenen Erfahrungen in die Wirtschaft zurückfließen zu lassen, eine Plattform zur Verfügung zu stellen, die persönliches Wachstum fördert und allen dient. So kam es zur Gründung der IATL (der International Academy of Transformative Leadership), um genau diese menschliche Essenz auch mit Führungskräften in der Wirtschaft zu teilen und sie auf diesen Weg zu begleiten.
Was mir persönlich wichtig ist und wir in IATL gemeinsam bewegen möchten, ist, diese Brücken zu bauen, dass sich Menschlichkeit und wirtschaftlicher Erfolg nicht ausschließen. Wir ermutigen Führungskräfte dazu, diese inneren Qualitäten für einen ganzheitlichen Erfolg zu kultivieren. Diese Intention als Unternehmen zu entwickeln, nicht auf Kosten von Mensch und Ressourcen zu agieren, sondern die Vision dem höchsten Wohle auszurichten. Dies braucht Zeit und Geduld, dies ist uns bewusst.
Was machst du für Erfahrungen, wenn du in deiner neuen Rolle mit Unternehmen über die Idee der Transformation sprichst?
Ich merke natürlich, dass es Mut braucht auf beiden Seiten. Mut, sich auf das Gespräch einzulassen, immer wieder diese Offenheit mitzubringen und diese auch in dem Gegenüber zu sehen. In der Dankbarkeit zu sein, dass sich der Gesprächspartner öffnet für etwas Neues, und zwar in seinem Tempo. Wir alle wissen, menschliches Verhalten zu verändern ist unglaublich schwierig, Veränderung ist nicht leicht. Da kommt viel Unsicherheit, viel Unklarheit, da gibt es noch keine Erfahrungen. Es ist nicht vorstellbar. Und das mache ich mir immer wieder selbst bewusst, um in dieser Bewertungsfreiheit zu bleiben. Gelingt es mir? Nein.
Ich möchte mich aber andererseits auch nicht entmutigen lassen, weiterzugehen. Es hilft uns letztendlich als Mensch, wenn wir bereit sind, Gespräche zu führen, wenn wir bereit sind, in die Tiefe zu gehen, und wenn wir Bereitschaft mitbringen, etwas verändern zu wollen. Es geht über das Gespräch, über diese offene Haltung und letztendlich darüber, etwas gemeinsam auszuprobieren, was neu ist. Das ist der erste Schritt: Die innere Bereitschaft zu haben, zu sagen: Okay, ich höre mir das jetzt an, ich bin offen, was hier kommt und beobachte, was die Reaktion, die Emotion mit mir macht. Transformation klopft an unsere Tür. Wir alle wollen Veränderung, einen Wandel, etwas Neues, aber wissen oft noch nicht, wie wir es umsetzen möchten.
Wir als IATL sehen uns als Partner, die diesen Weg als Unternehmen selbst gehen. Entwicklung geht voran, wenn wir uns begegnen, den Herausforderungen stellen und bereit sind, in diese Gespräche zu gehen, Ängsten zu begegnen und uns auszutauschen.
Es bringt Zuversicht, Hoffnung, Lebensenergie und Positivität. Das spüren die Menschen und ermutigt, selbst auszuprobieren und dranzubleiben. Wir lernen bei jedem Gespräch, bei jedem Widerstand, bei jeder Unsicherheit, bei jeder Unklarheit, denn sie ermöglichen uns, genauer hinzuschauen. Das ist wichtig, denn wir dürfen in der Lage sein, Transformation gut zu erklären.
Wie bleibst du in deiner Kraft, wie sieht deine persönliche Routine im Alltag aus?
In meiner Kraft zu bleiben ist essenziell und Voraussetzung, um in einer guten Verbindung zu sein und das auch auszustrahlen. Daher mache ich täglich in der Frühe Yoga, zwölf Sonnengrüße, um den Körper aufzuwecken und die Energien fließen zu lassen. Das mobilisiert mich auf ganzer Ebene und tut mir gut. Jeden Tag nehme ich mir Zeit zum Meditieren. Meistens am Abend, um in dieser Verbindung mit meiner innersten höchsten Quelle zu bleiben, zu kommunizieren und meine innere Führung zu stärken. Ausreichend Schlaf ist mir auch wichtig.
Was sind deine 3 wichtigsten Wünsche für die nächsten 10 Jahre?
Der erste Punkt ist: Be happy. Der zweite Punkt ist: Be happy, der dritte Punkt ist: Be happy. Ich wünsche mir tatsächlich von ganzem Herzen, dass Liebe und Mitgefühl mehr Raum in uns Menschen, in Unternehmen, in der Wirtschaft bekommt.
Das treibt mich von innen heraus an, Führungskräfte auf ihr persönliches Wachstum einzuladen und diese Bedeutung für sich selbst zu erfahren. Was es heißt, andere in ihrem Wachstum zu unterstützen und zu begleiten, ihrem Leben einen höheren Sinn zu geben und dieses Glück miteinander zu teilen. Das macht innerlich frei. Und das wünsche ich mir für jeden Menschen.
Wer die Arbeit der Akademie IATL persönlich kennenlernen möchte, kann dies zum Beispiel im Januar 2023 auf dem Leadership Retreat SLOW DOWN in Süddeutschland machen – eine gute Gelegenheit für Führungskräfte, neue Kraft zu tanken und sich für 2023 gut auszurichten. Hier der Link für euch:
SLOW Down: BUSINESS TIME OUT. Raus aus dem Funktionieren, rein in deine innere Kraft.
Achtsamkeitskurse für Einsteiger – Living Mindfulness
Du bist neugierig geworden und möchtest erste Erfahrungen in Sachen Achtsamkeit machen? Dann empfehle ich dir einen 8-Wochen Achtsamkeitskurs Living Mindfulness. Hier lernst du auf entspannte und alltagstaugliche Art, Achtsamkeit nachhaltig in dein Leben und deinen Berufsalltag zu integrieren. Schnupper doch mal rein oder kontaktiere mich gerne per Mail oder telefonisch. Ich freue mich.