Für mich ist Bewusstsein oder bewusst zu sein „das Gefühl für das Richtige im richtigen Moment“. Daraus kann dann eine Handlung oder eine Nicht-Handlung erfolgen. Das klingt ein bisschen nach Bauchgefühl oder Intuition und ist gar nicht so falsch. Wer hat nicht schon mal auf sein Bauchgefühl gehört und hat damit gute Erfahrungen gemacht? Oder ist intuitiv den richtigen Weg gegangen?
Diese natürliche Kompetenz kann uns in der „Zeitenwende“ sehr hilfreich sein. Aus meiner persönlichen Sicht wird bewusstes Handeln Gold wert sein, sowohl für den Menschen selbst als auch für die Gesellschaft. Bewusstheit oder Bewusstsein und Gold sind natürliche Ressourcen, deren Wert eine sehr lange Tradition hat. Mit einem Unterschied: Bewusstsein kann man nicht kaufen, sondern nur selbst erfahren, trainieren und nutzen.
Bewusst zu leben ist daher nichts Neues, sondern eine Haltung, mit der viele Menschen durchs Leben gehen. Die Sehnsucht nach bewusstem Leben, nach Achtsamkeit im Alltag, Entspannung, Entschleunigung und der Reduzierung des „Zu Viel“ ist spürbar und sichtbar! So ist sogar das wachsende Bewusstsein für Achtsamkeit und mentales Wohlbefinden in die Farbtrends 2023 eingeflossen, die unter dem Leitgedanken: „Wohnen mit Mut zu Veränderungen“ stehen.
Mit Mut zu mehr Bewusstsein können wir bei uns selbst und auch in der Gesellschaft, in der Welt, sehr viel Positives bewirken. Meine Prognose greift einige Bereiche auf, um den Einfluss zu zeigen und um zu motivieren, 2023 mehr Bewusstsein in den Berufs-/Alltag fließen zu lassen.
Bewusstsein – eine kurze Definition
Bewusstsein ist ein komplexer Begriff, für den es keine allgemeine Definition gibt. Diese unterscheidet sich je nach Kontext, also Psychologie, Biologie, Philosophie, Spiritualität, …)
Zur Orientierung zitiere ich daher wörtlich in Auszügen aus dasGehirn.info/was-ist-bewusstsein:
„Wohl mit keinem Phänomen im Universum sind wir so innig verbunden wie mit unserem eigenen Bewusstsein. Unser Menschsein, unsere jeweilige Individualität als Person, unsere komplexe Interaktion mit unserer Umwelt wären ohne Bewusstsein undenkbar. Sie lesen gerade diesen Text: Sie denken mit, haben Assoziationen zum Gelesenen oder lassen sich zwischendurch von etwas ganz anderem ablenken? All das geschieht auf der Bühne Ihres ganz persönlichen Bewusstseins.“
„Bewusstsein kann sich nach außen richten, etwa auf Objekte der Wahrnehmung oder unseren eigenen Körper, oder es kann sich um Introspektion handeln, die Wahrnehmung unserer eigenen mentalen Zustände“.
Bewusstsein für die Gesundheit: Hör auf deinen Körper, bevor er laut wird!
Der menschliche Körper ist ein reines Wunderwerk und immer wieder für Überraschungen gut. Das ist gut, denn wer will schon ein „Projekt“ sein?
Ich vermute, dass die eigene Gesundheit sehr vielen Menschen sehr wichtig ist. Aber warum nehmen wir unsere Gesundheit erst ernst, wenn sich Symptome, Schmerzen, Krankheiten zeigen? Vor lauter Leistungsdruck, Perfektionismus, Lebenstempo und den immer verfügbaren Möglichkeiten haben wir vielleicht die Nähe zu unserem Körper und Geist etwas verloren. Wir hören vielleicht nicht mehr genau hin, was unser Körper signalisiert, wenn uns etwas im Magen liegt. Oder handeln nicht danach, akzeptieren unsere Grenzen nicht.
Körperbewusstsein ist hier Gold wert. Wenn wir lernen unseren Körper in seiner ganzen Vielfalt zu spüren und wahrzunehmen, kennen wir seine Sprache, seine Signale. So können wir frühzeitig handeln, bevor unser „Akku“ leer ist, bevor uns etwas auf die Nieren schlägt. Unser Bewusstsein für unseren Körper ist Informationsquelle und Ressource zugleich. Immer verfügbar, immer zuverlässig und jederzeit bereit für eine bewusste Zuwendung in Form einer kurzen Übung, wie z.B. einem Bodyscan.
Bewusstsein im Leadership: Die Qualität der eigenen Handlung wird zum Vorbild!
Die Anforderungen an effektive Führung verändern sich, die Vorbildrolle bleibt.
Gefragt sind Kompetenzen im Bereich Selbstorganisation und Beziehungsmanagement. Ohne eine kultivierte Selbst-/Reflexion kann keine gesunde Selbstwirksamkeit entstehen. Und diese braucht es, um als Leader die notwendigen Veränderungen der aktuellen Zeit glaubwürdig zu treiben.
Jeder persönlichen Handlung liegt ein Bewusstseinsprozess zugrunde und diesen gilt es genau zu kennen, nicht nur, aber besonders für Führungskräfte. Das hat weniger mit Wissen, als vielmehr mit Achtsamkeit zu tun. Die eigenen Verhaltensmuster zu kennen, Emotionen zu spüren, hungrige Bedürfnisse zu entlarven und wirkliche Präsenz zu zeigen, hilft zunächst der eigenen Persönlichkeitsentwicklung. Der achtsame Umgang mit sich selbst führt zu authentischen Führungsqualitäten. Transformation im Leadership ist ein sehr aktuelles Thema, in dem Liebe und Zeit eine wichtige Rolle spielen. Dazu braucht es zum Start vor allem Wertschätzung für die Übung der bewussten Wahrnehmung. Wer sich selbst wertschätzend zuhören kann, hört auch den Gesprächspartnern mit voller Präsenz zu. Der Impuls, gleich eine Lösung oder Bewertung anzubieten, darf auch mal warten. Und das lässt sich trainieren über den „Muskel“ zwischen den Ohren.
Bewusstsein in der VUCA-Welt: Beginner´s Mind öffnet Perspektiven!
Die Anforderungen in unserer Arbeitswelt sind volatiler, weniger berechenbar, komplexer und mehrdeutig geworden. Es gibt nicht mehr den einen Weg, best practise führt nicht unbedingt zum Ziel. Mit dem Begriff VUCA werden diese neuen Rahmenbedingungen beschrieben und Handlungsalternativen aufgezeigt.
Neben Mut und Fehlerfreudigkeit braucht es unbedingt Bewusstheit. Denkweisen, Verhaltensmuster, Routinen, Automatismen müssen auf den „liebevollen Prüfstand“, denn nur so können wir andere Perspektiven einladen. Schritt eins ist, diese erstmal wahrzunehmen, und zwar ohne zu bewerten.
Die Idee dabei ist, wieder bewusst Freiraum zu schaffen. Das geht mit dem beginner´s mind oder Anfängergeist. Dinge und Situationen neugierig erforschend wahrzunehmen, als wäre es der erste Kontakt damit. Das ist für erwachsene Menschen gar nicht so einfach. Denn neben der Wahrnehmung über unsere fünf Sinne mischt da immer auch unser „Speicherbewusstsein“ mit, d.h. unsere Erfahrungen aus der Vergangenheit. Das ist für gewisse Routinetätigkeiten natürlich sinnvoll, aber für neue Denkansätze mitunter hinderlich. Daher ist es klug, die eigene Wahrnehmung zu trainieren. Wenn wir klar-bewusst wahrnehmen und unsere Gedanken dabei identifizieren können, tauchen Fragen auf, die ihre Antwort nicht gleich mitliefern. Was braucht es dafür? Momente der Stille, Tür zu, Zeit zum Innehalten. Oder auch jede Form von Einsichtsmeditation.
Bewusstsein für Mensch, Natur und Klima: Solastalgie als Chance sehen!
Das Zusammenspiel zwischen Mensch und Natur ist längst nicht mehr in Balance, die Auswirkungen des anthropogenen Klimawandels sind vielerorts deutlich zu spüren. Der Verlust liebgewordener Landschaften oder der Heimat erzeugt Gefühle, die nicht so leicht zu fassen sind. Dafür gibt es mit Solastalgie einen beschreibenden Begriff. Der Australier Glenn Albrecht hat den Begriff 2005 geprägt. Solastalgie bezeichnet so etwas wie Kummer über den Verlust von Heimat oder der Geborgenheit des eigenen Lebensraums. Dieses Gefühl tritt nicht nur bei unmittelbar betroffenen Menschen auf, sondern über die Vernetzung in der Welt unbewusst oder bewusst bei sehr vielen Menschen. Experten rechnen mit zunehmend starken Einfluss auf die psychische Gesundheit. Unser Gesundheitssystem ist darauf noch nicht vorbereitet.
Dem Begriff Solastalgie wird aber auch eine zukunftsgerichtete Komponente zugesprochen und darin dürfen wir eine Chance sehen! Wir können darüber sprechen. Wir dürfen unsere Ängste bewusst wahrnehmen und benennen und gemeinsam Kräfte gegen die Umweltzerstörung mobilisieren. Ein klares Bewusstsein und der Blick auf positive Entwicklungen hilft gegen „Ohnmacht“ und motiviert zu handeln. Verantwortung zu übernehmen, ist anstrengend. Passivität aber keine Option mehr. Eine Psychologin hat während meiner Ausbildung zum Thema Gefühle und mentale Gesundheit gesagt: „Das, was da ist, will gesehen werden und was gesehen wird, kann sich verändern“. Schauen wir mutig und bewusst hin.
Bewusstsein für Frieden: Immer wieder auf Anfang!
„Frieden beginnt in uns.“ ist ein bekanntes Zitat vom Dalai Lama. Das klingt sehr groß, nach sehr viel Verantwortung. Diese Verantwortung können wir nicht abgeben, aber wir können im Kleinen anfangen, im Alltäglichen. Im Berufsalltag z.B. ist unsere Sprache häufig unbewusst von Leistung und Wettbewerb dominiert, wir kämpfen um Erfolg, bessere Konditionen, drücken aufs Tempo oder grenzen uns untereinander ab. Wir sprechen mit Kunden anders als mit Dienstleistern oder Lieferanten. Je stressiger das Umfeld ist, desto weniger reflektiert sind wir, d.h. wir bemerken zwangsläufig nicht, wenn wir das richtige Maß verlieren. Das ist schade, denn gemeinsam können wir viel eher ganzheitlichen Erfolg erzielen.
Wenn wir mit uns selbst in Frieden sind, wenn wir unsere Bedürfnisse kennen und achten, unsere Gefühle akzeptieren und die eine oder andere Erwartung an uns selbst und unsere Partner loslassen, setzen wir damit wichtige Impulse. Das ist nicht immer leicht, aber mit etwas Übung möglich. Friedliches und freundliches Miteinander macht den Anfang. Hier fängt unsere persönliche Verantwortung an, die wir bewusst annehmen können.
Bewusstsein in der Kommunikation: Probleme versus Lösungen!
Woran liegt es, dass wir uns mit der Klimakrise so schwertun? Wir die Zusammenhänge kennen, aber anders handeln? Die Neurowissenschaftlerin Maren Urner hat klare Antworten darauf, warum wir unserer Verantwortung nicht gerecht werden. Siehe gerne in diesem Videoausschnitt.
Aufgrund der natürlichen Motivation zu überleben hat unser Gehirn einen Hang zum Negativen, nimmt Gefahren und Sorgen besonders wahr. Davon gibt es aktuell mehr als genug, d.h. Angst und Unsicherheit machen sich breit. Das ist nicht grundsätzlich schlecht, sorgt aber für diffusen Stress. Unter Stress handeln wir oft aus Gewohnheit, aus den Erfahrungen aus der Vergangenheit. Für die Herausforderungen helfen uns aber die Erfahrungen der Vergangenheit nicht. Gut, dass unser Gehirn lebenslang lernen kann. Dafür braucht es Impulse. Jeder Gedanke verändert unser Gehirn.
Reden wir mehr über Lösungen. Machen wir uns das bewusst und fordern wir uns hier mehr heraus. Nehmen wir die Medien in die Verantwortung, lösungsorientierte Fragen anzubieten. Reduzieren wir bewusst den Konsum von Nachrichten, um uns vor der Hilflosigkeit zum Handeln zu schützen. Stellen wir uns im Alltag bei vermeintlich kleinen Problemen direkt die Frage, nach dem „ok, wie lösen wir das jetzt direkt?“. Erzählen wir uns im Büro nicht die Dramen des Vortages, sondern positive Erlebnisse. Reden wir bewusst mehr und öfter über mögliche Lösungen.
Bewusstsein trainieren – kannst du mit Yoga, Achtsamkeit und Meditation
Du möchtest 2023 auch bewusster leben? Dein Leben in die eigenen Hände, in die eigene Verantwortung nehmen?
Ein effektiver Einstieg ist ein 8-Wochen Achtsamkeitskurs „Living Mindfulness“ – Achtsamkeit im Alltag leben. Hier lernst du alles über Stress, Gedanken, Gefühle, Körperempfindungen, Dankbarkeit und positives Mindset. Die Übungen kannst du ganz einfach in deinen Alltag integrieren. Deine Entwicklung ist nachhaltig, wenn du in den 8 Wochen täglich ca. 25 Minuten in deine Persönlichkeit investierst.
Melde dich gerne für einen Achtsamkeitskurs an. Termine für 2023 wird es regelmäßig online und in Präsenz geben. Ich freue mich, von dir zu hören!