„Meditation ist einfach nichts für mich!“ – oder etwa doch?

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Gestern haben wir uns in der Mittagspause über Urlaubserlebnisse unterhalten. Ich habe von meiner Freundin Sonja erzählt, die auf dem Flughafen auf Ibiza ganze sieben Stunden auf ihren Rückflug warten musste. Mit ganz vielen anderen Urlaubern. Was da alles los war: Die einen hörten nicht auf sich zu beschweren, die anderen liefen aufgeregt hin und her und nicht wenige tranken ein Bier nach dem anderen. Sonja und ihr Mann haben sich kurz „innerlich geschüttelt“ und dann diese Wartezeit als geschenkte Zeit angenommen. Ihre Bücher weitergelesen und ab und an entspannt das bunte Treiben beobachtet – fast wie vorher am Strand. Sonja hat erzählt, dass ihr in diesem Moment so klar wurde, wie sie von ihrer Meditationspraxis im Alltag profitiert, so wie gerade im Moment am Flughafen.

Meine Kolleginnen waren beeindruckt. „Wie cool“, „aber ich bin ja leider viel zu zappelig zum Meditieren“, „mir wird auch so schnell langweilig“. Das sind Erfahrungen, die viele Menschen beim Einstieg in die Meditation machen und dann oft zu schnell beschließen „Meditation ist einfach nichts für mich!“. Aus meiner eigenen Erfahrung weiß ich, dass oft falsche oder zu hohe Erwartungen dahinterstecken. Bleib neugierig, du wirst sicher belohnt. Hier findest du ein paar wertvolle Erkenntnisse über mögliche „Blockaden“. Und danke Sonja, für das Teilen deiner Erfahrungen in unserer Meditationsgruppe.

Zitat Meister Eckhard - Dem ruhigen Geist ist alles möglich.

1. Für Meditation bin ich viel zu zappelig!?

Das Lebenstempo ist hoch, der Alltag vielfach hektisch und Unruhe daher beinahe normal. Wer kennt das nicht? Wir spüren eine körperliche Zappeligkeit und/oder einen aufgeregten Geist. Wie sollen wir so durch Meditation zur Ruhe kommen? Es gibt zwei einfache Möglichkeiten für dich. Entweder du wählst eine dynamische Meditation, wie z.B. eine Gehmeditation oder eine Bewegungsmeditation. Oder du baust erst körperliche Spannungen beim Joggen, Walken oder Spaziergang ab. Machst Musik an für ein befreiendes Tänzchen oder schüttelst Spannung aus dem Körper raus.

So fordert dich der Tempowechsel beim Meditieren weniger heraus und wird immer mehr zum Teil der Übung. Du wirst lernen, deine Energie über die Meditation auszubalancieren. Eine wertvolle Kompetenz, für die es sich wirklich lohnt, vorher etwas „Spannung“ abzubauen.

Zitat Thich Nhat Hanh - Gehe, als würden deine Füße die Erde küssen.

2. Für Meditation bin ich viel zu ungeduldig!?

Das Gras wächst auch nicht schneller, wenn du daran ziehst. Diesen Spruch kennst du sicher. Ungeduldig sind wir, wenn wir unser vermeintliches Ziel nicht schnell oder gut genug erreichen können. Wir sind dann in gewisser Weise im Widerstand mit dem, was gerade ist. Paradox ist, dass wir unsere Ansprüche dabei selbst definieren und uns so den Weg oft versperren. Etwas Neues zu lernen hat seinen Charme und seine Herausforderung doch genau darin, sich darauf einzulassen.

Beim Meditieren geht es nicht um kurzfristige Ziele oder gar Erfolge, die sich direkt messen lassen. Wir können also unserem Verstand mitteilen, dass es unnötig ist ungeduldig zu sein. Das geht natürlich nicht so einfach, denn Ungeduld hat ja oft einen Grund. Meditation ist eine gute Übung, der eigenen Ungeduld etwas auf die Schliche zu kommen. Zu spüren und zu erforschen, womit ich gerade im Widerstand bin. Ganz in Ruhe, mit kurzen, aber regelmäßigen Meditationen. Wenn du die Übung der Übung wegen machst, dich dabei von eigenen Erwartungen löst, wirst du sicher Neues über dich erfahren. Auch über deine Ungeduld. Und auch über deinen Weg zu mehr Geduld und damit zu Geschenken, an denen du bisher vielleicht vorbeigelaufen bist.

Zitat Oscar Wilde - Nichtstun ist die aller schwierigste Beschäftigung und zugleich diejenige, die am meisten Geist voraussetzt.

3. Meditieren finde ich langweilig!?

Meditieren suggeriert langweilig zu sein, das ist einfach so. Was aber ist Langeweile genau? Langeweile empfinden wir z.B., wenn wir nichts Bestimmtes zu tun haben oder wenn wir lustlos oder gar unzufrieden sind. Ein Gefühl von Langeweile kann auch auftreten, wenn wir Aufgaben ausführen (müssen), die wir nutzlos finden oder die uns nicht ausreichend herausfordern.

Beim Meditieren haben wir in der Tat wenig Bestimmtes zu tun. Wir lenken nur unsere Aufmerksamkeit auf ein Meditationsobjekt (z.B. unseren Atem oder ein Mantra). Das ist zwar nicht leicht, aber eine einfache Aufgabe und damit schnell langweilig. Der Nutzen ist zudem nicht gleich zu erkennen. Manchmal versteckt sich auch Widerstand hinter dem Gefühl der Langeweile. Unser Geist ist es gewohnt, „frei rumzulaufen“ und selbst zu entscheiden, wo seine Aufmerksamkeit hinzieht. Allerdings geht es genau darum, dass du dich für ein Bewusstseins-Training entscheidest, wenn du meditierst und dich nicht täuschen lässt. Es geht wie bei jedem Training auch nicht darum, ob du Lust hast, sondern darum es konsequent einfach zu tun. Der Erfolg wird dir recht geben. Die Entscheidung liegt bei dir.

4. Beim Meditieren schlafe ich ein!?

Da Körper und Geist beim Meditieren zur Ruhe kommen, ist es ganz normal, dass Müdigkeit auftauchen kann und du einschläfst. Es meldet sich einfach ein tiefes Bedürfnis nach Ruhe und Schlaf, dem du gerne nachgehen darfst. Wenn das öfter vorkommt, kannst du z.B. die Zeit ändern oder eine weniger bequeme Position wählen. Es wäre schade, wenn du deine eigene „Innenschau“ verpasst. Meditieren darf in deinem Tempo von einer Entspannungsübung zu einem Geistes-Training werden. Beides ist wohltuend und hilfreich.

5. Beim Meditieren dampft mein Kopf!

Ich wundere mich auch immer wieder, wie laut es doch in der Stille ist. Das macht den Einstieg in die Meditation besonders schwer, denn wir wünschen uns ja genau das Gegenteil. Gerade sehr aktive Menschen mit einer starken Leistungsmotivation erleben zu Beginn eine Art Karussell im Kopf und heiß gelaufene Nervenbahnen. Das fühlt sich nicht angenehm an und verleitet dazu, sich noch mehr anzustrengen, schnell in die Ruhe zu finden. Das führt dann automatisch zu noch mehr Spannung. Keiner will das. Versuch gescheitert.

Der Trick besteht darin, aus unseren gewohnten Handlungsmustern auszusteigen und das Gegenteil zu tun, eben Nicht-Handeln oder Nichts-Tun. Sprich: lass es sein, etwas verändern zu wollen. Und das funktioniert wirklich. Es geht nicht darum, den Sturm der Gedanken verdrängen zu wollen, sondern eine innere Haltung zu entwickeln, mit der wir den Sturm „in Ruhe“ zu beobachten lernen (wir setzen uns bildlich in das Auge des Sturms). Dann verliert er ganz von selbst seine Macht. Die Erkenntnis bzw. später die Erfahrung, mit „Nichts-Tun“ etwas erreichen zu können, ist doch jeden Versuch und jede Mühe wert. Ein echter Game-Changer.

Zitat Eckhart Tolle - Das Gegenstück zum äußeren Lärm ist der innere Lärm des Denkens. Das Gegenstück zur äußeren Stille ist innere Stille jenseits der Gedanken.

6. Meditieren bringt mir nichts!?

Es gibt unterschiedliche Informationen über die Kunst der Meditation, manchmal kann man den Eindruck bekommen, sie sei ein Allheilmittel. Natürlich wollen wir dann auch derart davon profitieren. Und das kann nicht funktionieren. Wir sind Menschen und unser Leben ist kein Projekt, das nach einem festen Schema optimal ablaufen wird. Meditation ist nicht dafür da, von etwas „weg zu gehen“ oder ein Gefühl oder ein Stimmung „weg zu machen“. Meditation darf uns in Kontakt mit uns selbst bringen, mit dem, was gerade in uns lebendig ist. Das wahrzunehmen ist der erste und wichtigste Schritt. Mehr erstmal nicht, alles andere entwickelt sich.

Berechtigte Frage: wie findest du das für dich heraus? Zwei Möglichkeiten: Mach es dir einfach, löse dich von deinen Erwartungen, vertraue dem Prozess, lass dich einfach darauf ein. Ein Geschenk an dich. Sei geduldig mit kleinen „Erfolgen“. Alternativ überprüfst du ehrlich deine Erwartungshaltung. Wie konkret sind deine Erwartungen, wie realistisch? Kannst du dich davon (zum Teil) lösen? Woran erkennst du genau beim Meditieren, dass dir das nichts bringt? Beantworte die Fragen nur für dich. Und vielleicht ist es wirklich nicht der richtige Zeitpunkt, oder Meditieren ist nicht der optimale Weg für dich. Völlig ok und normal, es gibt keine universellen Wege. Bleib einfach neugierig und probiere andere Weg aus.

Zitat Jon Kabat-Zin - Bei der Meditation...

7. Beim Meditieren muss ich ja noch mehr sitzen!?

Stimmt nicht ganz. Vermutlich hast du Bilder von anmutig im Schneidersitz sitzenden Menschen vor Augen, die genüsslich in ihre Meditation versunken sind. Das sieht schön aus, ist aber nicht die Realität, vor allem nicht hier im Westen. Grundsätzlich gibt es sehr viele verschiedene Positionen beim Meditieren.
In der Gehmeditation oder in Bewegungsmeditationen bewegst du dich nach deinen körperlichen Möglichkeiten. Du kannst aber auch im Stehen meditieren, musst dich also auch nicht zwangsläufig bewegen.

Im Sitzen zu meditieren darf sehr angenehm sein, d.h. du findest eine Position, die dir auf körperlicher Ebene in die Ruhe und Entspannung hilft. Du solltest aufrecht, oder unterstützt aufrecht sitzen (angelehnt), damit die Energie in deinem Körper frei fließen kann und du wach und präsent sein kannst. Dazu kannst du einen Stuhl, ein Sofa, ein Kissen oder einen Platz in der Natur nutzen. Alternativ kannst du dich auch hinlegen und die Füße entspannt aufstellen. Oder du legst dir ein dickes Kissen (oder zwei) in den Rücken als eine Art schiefe Ebene, quasi eine Position zwischen Sitzen und Liegen. Für deinen Körper kann es wohltuend sein, unterschiedliche Positionen auszuprobieren. Wenn du meditieren möchtest, gibt es keine Position, die der Praxis der Meditation im Weg steht. Sei hier nicht zu streng mit dir. Gerne finden wir gemeinsam für dich eine individuelle Lösung.

Meditation beim Wandern auf dem Televrina
Platz zum Meditieren auf der Wanderung auf den Televrina in Kroatien

Warum es sich lohnt, Meditation zu entdecken

Meditation ist eine uralte Praxis, die auf der ganzen Welt in verschiedenen Formen geübt wird. Es ist ein Erfahrungsweg und damit in seinem Wirken sehr unterschiedlich. Mir geht es hier nicht darum, einen wissenschaftlichen Beweis zu liefern (Studien dazu gibt ausreichend), sondern mögliche positive Effekte aufzuzeigen. Ich hoffe, das motiviert dich, Meditation vielleicht noch einmal neu zu probieren oder damit zu beginnen (hier der Link zu meinen besten Einsteiger-Tipps). Regelmäßiges Meditieren wird positive Veränderungen hervorbringen, wenn du wirklich ohne Druck und mit viel liebevoller Zuneigung zu dir selbst dran bleibst.

Meditation hat positive Wirkungen auf unsere mentale Gesundheit, z.B.: 

  • Du kannst Unruhe und Stress besser bewältigen
  • Du findest leichter in Entspannung und Gelassenheit
  • Du entwickelst ein feineres Gefühl für deinen Körper
  • Du lernst besser, mit deinen Emotionen umzugehen
  • Du kannst leichter aus deinen Gedankenschleifen aussteigen
  • Du verbesserst deine Konzentration und deinen Fokus
  • Du öffnest deinen Zugang zur Intuition

Meditation hat positive Wirkungen auf unsere physische Gesundheit, z.B.:

  • Blutdruck reguliert sich
  • Migräne verändert sich
  • Immunsystem wird gestärkt
  • Schlafqualität verbessert sich
  • Schmerzempfinden verändert sich
  • Körper entspannt sich

Meditation hat auch positive Wirkung auf unser Miteinander, auf unser soziales Umfeld. Meditation lässt uns inneren Frieden spüren und das spürt auch unser Umfeld. Schön ist es auch, gemeinsam zu meditieren.


Weitere Tipps für Einsteiger in die Meditation

Hier findest du weitere Blog-Artikel von mir rund um meine persönlichen Erfahrungen beim Meditieren:

Meine 5 besten Einsteiger-Tipps in die Achtsamkeits-Meditation

Meine Erfahrung mit dem Meditationskurs für Einsteiger – Vipassana@Home von Adriaan van Wagensveld

Vipassana-Meditationskurs: Tauche ein in dein Körperbewusstsein

Der Achtsamkeitskurs Living Mindfulness: Vorteile und Nachteile


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